Abomey, Benin, 20.40 Uhr
Klare Nacht, 27 Grad
So, jetzt habe ich erstmals in Westafrika ein wirklich normal schnell funktionierendes WLAN gefunden und auch Weebly läuft, also habe ich schnell mal alle Artikel inklusive Fotos und Beschreibung der Fotos auf den aktuellsten Stand gebracht. Gewöhnt euch aber lieber mal nicht daran! ;-) Abgesehen vom WLAN ist auch der Standard dieses Hotels sehr einfach, es sind wohl die besten verfügbaren Unterkünfte, in denen wir übernachten. Die Badezimmer sind dabei oft schon an der unteren Grenze dessen, was ich noch erträglich finde, oft fehlt oder wackelt der Klodeckel, es wirkt alles alt und sehr gebraucht. Naja, wie gesagt, die Bettwäsche ist eigentlich immer sauber, und für afrikanische Verhältnisse ist das hier immer noch mehr, als die meisten Einheimischen je in ihrem Leben haben werden. Die Welt der Luxusressorts ist noch nicht eingezogen, und in Ländern, wo den Einheimischen oft die nötigsten sanitären Einrichtungen fehlen, halte ich solche sowieso für komplett unangebracht. Der Punkt im Reiseprogramm „Bereitschaft zum Komfortverzicht“, der wurde nicht umsonst eingefügt, allzu heikel darf man in Westafrika wirklich nicht sein. Ist auch okay so, denn wir sind nicht wegen schöner Hotels hier sondern, um das Leben und die Kultur der Menschen kennenzulernen.
Sehr schön war es auch heute wieder. Speziell am Vormittag, als wir das Stelzendorf Ganvié besuchten. Dieses liegt mitten im Nokoué See im Süden Benins und ist eine Welt für sich. Alle Häuser stehen auf Pfählen, das Leben spielt sich am Wasser ab, es gibt schwimmende Märkte, auch Schule, Sanitätsstation, Kirche, Moschee, Souvenirgeschäft, sogar ein paar schwimmende Hotels. Für jeden Weg braucht man das Boot, und es ist schon ein Stück weit, um mit einem einfachen Ruderboot aufs Festland zu gelangen. Direkt an der Anlegestelle am Festland gibt es einen Markt, wo die Bewohner von Ganvié ihren Fisch verkaufen und gleichzeitig Obst und Gemüse kaufen können. Bisher kannte ich schwimmende Märkte nur aus Asien, mit den Farben Afrikas unterlegt, fand ich das Dorf aber besonders malerisch. Wir waren wieder mal verwöhnt, statt mit dem Ruderboot wurden wir auf einem Holzboot mit Schatten spendender Überdachung und Motor durch die Kanäle geschippert. Ganviés Einwohner stehen Touristen, die es auch an einer der Hauptattraktionen Benins nicht in sehr großer Anzahl gibt, mit gemischten Gefühlen gegenüber, sobald sie ein Touristenboot erblicken, werfen sie sich Tücher vor das Gesicht oder ziehen ihre großen Hüte davor, um nicht fotografiert zu werden. Ich versuche, mir zumindest die Menschen aus großer Distanz heranzuzoomen, ein paar in der Gruppe übertreiben es aber und richten, auch wenn sie die Abwehrhaltung erkennen, trotzdem weiter mit voller Überzeugung ihr Objektiv direkt ins Gesicht der Person. Das empfinde ich teilweise schon als ziemlich respektlos, wie gesagt, es geht hier auch diskreter, ohne die Privatsphäre der Leute zu verletzen. Auch wenn sie für uns sehr reizvolle Fotomotive darstellen mit ihren bunten Gewändern, schönen Haaren und markanten Gesichtszügen, es sind Menschen und keine Tiere im Zoo. Kinder hingegen laufen fröhlich winkend auf die Kamera zu und freuen sich, wenn man ihnen ihr Bild auf dem Display zeigt.
Nach dem schönen Besuch von Ganvié machten wir uns auf den Weg ins Landesinnere, weiter nach Norden. Unser Ziel lag 2 Stunden entfernt, die alte Königsstadt Abomey. Hier liegt der Palast der alten Könige, aus Lehm gebaut, mit teils schönen Verzierungen und Reliefs und kunstvoll geschnitzten Holztüren. Dieser Palast, dessen Gärten von in der Blüte stehenden Mangobäumen bestanden werden, ist auch UNESCO Weltkulturerbe, allerdings herrscht im Inneren strengstes Fotografierverbot. Auch gut.
Am Nachmittag erreichten wir dann das Hotel, und jetzt nach dem Abendessen lege ich mich bald hin. Morgen haben wir eine lange Etappe vor uns, die Karawane zieht weiter nach Norden, in die Savannenlandschaft der Sahelzone. Bisher waren die Hauptstraßen in Benin eigentlich gut bis sehr gut, mal sehen, ob das in der Region, die noch ursprünglicher sein soll, dann auch so bleibt. Wann ich euch von dort wieder aktuelle Bilder ins Haus liefern kann – lassen wir uns überraschen. Mit so einem schnellen WLAN wie hier rechne ich jedenfalls nicht so bald wieder. Ihr hört in jedem Fall früher oder später von mir, und jetzt erfreut euch mal an den Bildern der letzten Tage!