Besonders gut hatte ich nicht geschlafen, die gestrigen Ereignisse haben mich doch recht aufgewühlt. Die Stimmung in der Gruppe war gerade am letzten Abend gedrückt gewesen, was definitiv nicht repräsentativ für die 13 Tage davor war. Und so gingen wir dann heute auch alle irgendwie distanzierter auseinander, als es eigentlich angebracht gewesen wäre. Wieder überwog das Gebot der physischen Distanz - wir hatten schöne Tage miteinander verbracht, und eine Umarmung zum Abschied wäre eigentlich das, was sich richtig angefühlt hätte. Aber wir haben jetzt 2 Jahre gelernt, dass das böse ist. Und nach gestern war das für viele wieder ein Weckruf, nur ja nicht auf die Corona Regeln zu vergessen. Also, ein etwas trauriges Auseinanderdriften nach 2 tollen Wochen.
Nun, egal, ich trat ein wenig schaumgebremst meine Weiterreise an. Hiriketiya Beach liegt gut eine Stunde östlich von Mirissa, ich wurde in meinem netten Gästehaus direkt neben dem Strand im Dschungel willkommen geheißen. Ich war nicht alleine nach Hiriketiya gekommen, Set aus meiner Gruppe hat mich begleitet.
Set ist aus London, ihr Name ist die Kurzform ihres eigentlichen Namens Setari. Ihre Eltern stammen aus dem Iran, daher der persische Vorname, den aber in England fast niemand richtig ausspricht und daher zu Set wurde. Sie ist spontane Vielreisende und hatte sich erst kurzfristig entschieden, auch nach Hiriketiya zu fahren. Hat aber ein Gästehaus 2 Gehminuten von meinem entfernt gefunden. Wir ticken relativ ähnlich - Reisen ist unser Leben. Sie reist genauso gerne alleine wie ich - hat auch schon sehr abenteuerliche Touren hinter sich. Und wir waren von Anfang an, als wir hier ankamen, vom Flair Hiriketiyas angetan. Wir aßen Mittag, gönnten uns einen und noch einen zweiten Sundowner, aßen auch noch gemeinsam Abend. Die Gesprächsthemen gingen uns keine Sekunde aus - das ist sehr angenehm, wir werden in den kommenden Tagen so viel Zeit miteinander verbringen, wie es für uns beide passt - denn nach dem Stress des gestrigen Abends und dem unwürdigen Tourabschluss sind wir vor allem hier, um wieder zur Ruhe zu kommen und das Leben zu genießen.
Das geht hier in Hiriketiya ausgezeichnet. Hiriketiya ist hip, ein Surferstrand, recht schmal aber von Palmen und dichter Vegetation gesäumt. Sicher der schönste Strand, den ich hier in Sri Lanka gesehen habe. Das Flair ist speziell - Hiriketiya ist ein "Bobo-Strand". Sehr nette Lokale reihen sich aneinander - lässig, cool, ungezwungen. Es ist kein Partyplace, sondern einfach einer, in dem man sich in den Cafés niederlässt, der Musik und den Wellen gleichzeitig lauscht und es sich dabei gutgehen lässt. Man kann gut essen, frische Cocktails und Fruchtsäfte schlürfen und einfach das Leben genießen. Entsprechend ist hier auch das Publikum - eher jünger, freundlich, angenehm. Ich fühle mich hier wohl - und Set tut das auch, da waren wir uns vom ersten Moment an einig, dass das genau ein Ort ist, der genau für uns passt.
Dazu passend auch mein Gästehaus: Es wird von einem recht jungen Paar aus Frankreich geführt, ich habe nur Romain kennengelernt bisher, braungebrannt, langhaarig, Surfer - sehr cool aber nicht irgendwie peinlich dabei sondern auch ein total entspannter netter Typ. So wie alles hier - es ist entspannt. Das Bedrückende des Tour-Endes ist vorbei, hier fühlt man wieder Leichtigkeit und bekommt unter Palmen alles geboten, was ein sorgenfreies Leben so ausmacht. "I hob des Lebensgfühl jetzt inhalliert". Das ist meine Aufgabe in den kommenden Tagen. Und der werde ich sehr gerne nachkommen. Ich freue mich, euch mehr davon zu erzählen.