Lasso, Ecuador, 16 Uhr
Heiter, 18 Grad
Ja, heute blieb mir im wahrsten Sinne des Wortes die Luft weg. Von 600 Höhenmetern auf 4700 zu fahren, war doch etwas zu viel, um dann noch 200 Höhenmeter nach oben zu wandern.
Mein Fahrer, wieder mal ein Luis, war schon gestern Abend angekommen, sodass wir nach dem Frühstück gleich startklar waren. Man konnte wieder zusehen, wie sich die Landschaft langsam veränderte, das satte Grün langsam mehr braunem Grasland wich, ein untrügliches Zeichen für die zunehmenden Höhenmeter. Dieser Wandel wurde durch äußerst skurrile Töne begleitet, denn es wurden nacheinander alle Klassiker einer alten Kultband abgespielt – Modern Talking. Cherrie Cherrie Lady und Brother Louie geleiteten uns also den Weg nach oben, was von mir nicht nur mit Mitsummen sondern auch einem breiten Grinser quittiert wurde. Lustig, dass diese Ein-Album-Band mit hohen Stimmen und 6 Titeln, die alle gleich klingen, es irgendwie geschafft hat, auch 30 Jahre später immer noch populär zu sein, und das auf dem gesamten Erdball.
Jedenfalls kamen wir ins Hochland und hatten enormes Glück. Denn der Cotopaxi war heute auch am Nachmittag zu sehen, etwas, das sehr selten vorkommt. Und jetzt näherten wir uns ihm so richtig, immer weiter ging es nach oben. Die Ausblicke allein waren atemberaubend, der Cotopaxi gibt mit seiner perfekt konisch geformten verschneiten Spitze ein unglaublich dekoratives Fotomotiv ab. Als wir dann an der Schneegrenze waren, welche hier bei 4700 Höhenmetern liegt, stiegen wir aus, es pfiff der Wind, und die Luft war so dünn, dass man kaum atmen konnte. Vor Allem ich, der jetzt aus der Tiefe des Dschungels kam. Es gibt einen Wanderweg von einer Stunde weiter bergauf auf 4900 Meter, zu einer Schutzhütte. Nach den ersten Schritten wusste ich, dass ich ohne Höhengewöhnung keine Chance haben werde, mir wurde auch mit der Kombi aus Wind und keinem Sauerstoff gleich schwindlig. So ließen wir den Aufstieg sein, und ganz ehrlich, die tollsten Fotos gab es eigentlich sowieso von etwas weiter unten, nämlich auf Höhe einer Lagune um die 4000 Meter. Seht selbst!
Nach diesem in jeder Hinsicht atemberaubenden frühen Nachmittag steuerten wir jetzt unsere Unterkunft an, eine alte Hacienda, sehr hübsch, mit Blick auf den Vulkan, der aber inzwischen in Wolken liegt. Es ist immer noch ein kleiner Bauernhof mit Ziegen, Gänsen, Hunden (keine vor denen ich mich fürchte) auf zum Glück nur knapp über 3000 Höhenmetern, sodass ich mich hoffentlich langsam an die Extremlagen gewöhnen kann. Die alten steinernen Wände sind ziemlich dick, was dazu führt, dass es im Zimmer extrem kalt ist. Da werde ich wohl vielleicht sogar von der unterliegenden Heizdecke Gebrauch machen. Und im Erstversuch funktioniert das Internet bei der Rezeption mal gar nicht, nachdem wir noch eine Nacht hier verbringen, könnte es also erstmals sein, dass Pöder für seinen Arbeitsweg keine Lektüre hat. Wobei, es ist eh Wochenende ;-) Wann immer diese Zeilen ihren Weg in die Welt hinaus finden werden, so geht ihr anhand der Bilder hoffentlich auch mit mir „Atemlos durch die Nacht“. Oder ihr macht eine kleine Modern Talking Session und erhebt das Glas auf mich. In diesem Sinne gilt hoffentlich für den nächsten Aufstieg….. „You can win if you want“ ;-)))