Sanur, Bali, Indonesien, 21.45 Uhr
Schwüle Nacht, 28 Grad
Sehr früh begann mein heutiger Tag, denn bereits um halb 5 Uhr Früh sattelte ich meinen Boliden für die Rückkehr nach K.L. bzw eigentlich an den Flughafen. Da um die Uhrzeit kein Verkehr war, war ich innerhalb von 90 Minuten fertig mit Fahrt, Volltanken und Rückgabe des Mietwagens. Ich konnte in Ruhe einchecken und gemütlich frühstücken.
Der Flug mit Malindo Air dauerte dann knappe 3 Stunden, ehe ich kurz nach Mittag auf Bali aufsetzte. Ich reiste mit Indonesien in mein bereits 81.Land ein! Liegt K.L. noch knapp nördlich des Äquators, so befindet sich Bali bereits ein paar Grad südlich davon – mit anderem Wort, ich bin dann mal wieder für eine Weile auf der Südhalbkugel ;-) Es gibt hier keine weitere Zeitverschiebung, somit bleibt es für die kommenden 2 Wochen dabei, dass ich euch 7 Stunden voraus bin. Für eine Low Cost Airline gab es bei Malindo Air immer noch einen guten Service, die Beinfreiheit war super, es gibt auch hier einen eigenen Video Monitor in jedem Sitz und sogar ein warmes Essen. Alles bestens, ich frage mich immer, wie lange es in Asien noch möglich sein wird, diesen wesentlich höheren Servicestandard beim Fliegen aufrecht zu erhalten.
Indonesien und Bali – das ist eine etwas untypische Kombination. Indonesien mit seinen rund 240 Millionen Einwohnern, die auf weit über 17.000 Inseln leben, ist der mit Abstand bevölkerungsreichste muslimische Staat der Welt. 60% der Einwohner leben auf Java, wo auch die Hauptstadt Jakarta liegt. Bali ist die einzige Insel des Landes, die nicht muslimisch geprägt ist, sondern zu über 90% hinduistisch. Das macht die über 4 Millionen Balinesen zu etwas Besonderem im Vielvölkerstaat Indonesien mit seinen über 250 Volksgruppen. Balinesen haben allerdings den indischen Hinduismus angepasst und mit ihren animistischen Traditionen kombiniert, der hier praktizierte Glaube heißt Hindu Dharma. Und ist bei aller Kommerzialisierung durch den internationalen Tourismus offensichtlich tief in der Bevölkerung verankert. Bis auf den unfreundlichen Grenzbeamten (heißt es nicht immer, der erste Eindruck zählt?!) wirken die Menschen hier, soweit ich das fürs Erste beurteilen kann, ausgeglichen und entspannt.
Geographisch gibt es auch ein Phänomen. Zwischen den beiden Inseln, die ich im Zuge meiner Tour besuchen werde, nämlich Bali und später die Nachbarinsel Lombok, liegt der sogenannte „Wallace Graben“. Und der markiert die Grenze zwischen asiatischer und australischer Flora und Fauna, da dieser Meeresgraben so tief ist, dass ihn die meisten Tierarten nicht überwinden konnten (ausgenommen Vögel, dadurch, dass diese fliegen können, konnten sie sich weiter nach Osten ausbreiten). Und so findet man bis Bali noch typisch asiatische Tiere wie Tiger (auch wenn sie inzwischen ausgestorben zu sein scheinen), östlich davon auf Lombok tauchen dafür die ersten Beuteltiere auf. Auch die Vegetation soll auf Lombok wesentlich karger sein als auf dem üppig grünen Bali. Ich bin schon gespannt, ob man das als Laie in der Praxis merken wird.
Ich nahm diesmal ein Airport Taxi, das man auch in Denpasar mittlerweile zum Festpreis am Schalter im Flughafengebäude bestellt und auch bezahlt, somit gibt es keine Abzockgefahr. Ich bin jetzt in Sanur, wo unser Starthotel liegt. Sanur ist von den Touristenorten im Süden jener, der angeblich der ruhigste ist und in dem es auch kein ausschweifendes Nachtleben gibt. Das ist schon mal ein Pluspunkt an G Adventures, dass wir uns nicht in Kuta oder Seminyak treffen, wo die Massen an Australiern Bali in Beschlag genommen haben, diese Orte lassen wir aus und ich werde es mir auch sonst ersparen, sie mir anzusehen. Tatsächlich waren bei der Einreise so gut wie nur Aussies auszumachen, so könnte also schon was dran sein am australischen Ballermann, nachdem man am Flughafen auf Malle auch fast nur Deutsche sieht und sich das Phänomen hier möglicherweise ähnlich gestaltet. Der Verkehr ist aber auch hier in Sanur sehr dicht, und im Gegensatz zu Malaysia würde ich hier nicht unbedingt gerne selbst am Steuer sitzen. Die schwüle Luft mengt sich mit den Abgasen einer endlosen Blechlawine, die sich gleichmäßig aus Autos und Scootern zusammensetzt, zu einem stickigen Cocktail. Sanur ist nichts Besonderes, ein Ort mit einem mittelmäßigen Strand – aber für schöne Strände ist Bali ohnehin nicht bekannt. Wegen der Spiritualität – kleine, stille Hindutempel, findet man selbst hier mitten im Verkehr von Sanur bereits an jedem zweiten Eck, und sogar im Verkehrsgewühl strahlen sie eine ziemliche Ruhe aus. Ich glaube, dieser Aspekt an Bali wird mir gefallen, auch wenn ich selbst nicht gläubig bin, finde ich Orte, die Ruhe und Frieden ausstrahlen, immer sehr anziehend.
Am späteren Nachmittag gab es das Treffen mit meiner Gruppe. Und die ist ganz anders als die bei meinen letzten Touren. Denn, abgesehen von einem älteren Ehepaar aus Kanada, bin ich unter 13 Reisenden diesmal mit Abstand der älteste! So schnell kann’s gehen ;-) Von den 13 Personen kommen 6 aus Kanada (3 Pärchen), 4 aus London. Überraschenderweise nur eine Australierin (die bleiben wohl alle am Ballermann von Kuta picken) sowie eine Deutsche komplettieren das Teilnehmerfeld. Unser Guide heißt Hendry, er kommt aus Java und ist selbst erst 24 – und hat einen wirklich guten Humor und eine positive Ausstrahlung. Wir waren jetzt gemeinsam Abendessen – und es gab mit allen interessante Unterhaltungen. Es wirkt nicht so, als wären da jetzt nur Kampftrinker und Partypeople am Start, eher im Gegenteil, Hendry, das ältere kanadische Pärchen und ich waren die einzigen, die sich 2 gepflegte Biere gönnten. Auch gingen fast alle vor mir schlafen ;-) Ich glaube, ich werde mich in der Gruppe wohlfühlen, als Reisender ist man ja flexibel, und ich habe durchaus den Eindruck, dass alle wegen der Kultur und Schönheit Balis hier sind und nicht wegen langer durchzechter Nächte am Kuta Beach. Wie sich die Gruppendynamik entwickelt, werden die nächsten Tage zeigen, aber ich bin guter Dinge, dass es lustig wird.
Der Tourverlauf klingt vielversprechend, wir verlassen schon morgen den touristischen Süden und kehren erst wieder am allerletzten Tag in 2 Wochen wieder hierher zurück. Bis dahin stehen Tage im ruhigeren Landesinneren an ebenso wie an anderen Strandorten, die weiter weg vom Schuss sind. Immer wieder gibt es auch ganze Tage zur freien Gestaltung, und nachdem wir praktisch, abgesehen von der Überfahrt mit der Fähre nach Lombok, nie lange Distanzen zurückzulegen haben, klingt der ganze Ablauf auch nicht zu dicht gedrängt. Ich glaube, ich werde mich weniger gestresst fühlen als in Mexiko.
Bereits morgen werden wir die ersten Reisterrassen sehen und den ersten Tempel. Übernachten in einem kleinen Ort im Landesinneren, es stehen Wasserfälle, eine Vulkanbesteigung und vieles mehr auf dem Programm in den nächsten Tagen. Ich bin gespannt und lade euch ein, mit mir Bali zu entdecken!