Archidona, Ecuador, 14.30 Uhr
Wolkenbruch, 27 Grad
Wie geplant ging es heute ganz früh los zu meiner langen Dschungeltour. Davor hatte ich gestern noch einen netten Abend mit Peter und Claudia, dem österreichischen Ehepaar. Claudia betreibt eine Fischzucht in Kärnten und verkauft ihre Waren am Klagenfurter Markt, hat bereits mehrfache Auszeichnungen gewonnen, während Peter Baupolier ist und die Fischzucht ursprünglich eigentlich sein Hobby war. Dazu ist er leidenschaftlicher Bergsteiger, der schon viele Gipfel auf unserer Erde erklommen hat, auch hier in Ecuador war er schon fleißig zu Werke mit Freunden. Jedenfalls sind beide gern in Südamerika, ihnen gefällt die Kultur, die Landschaft, die Leute – und so haben wir etwas gemeinsam. Außerdem ist es schön zu sehen, dass es auch in meinem Heimatland, selbst abseits meines Freundeskreises, offensichtlich noch ein paar nicht engstirnige Menschen gibt ;-) So genossen wir neben dem hervorragenden Abendessen noch Bier, Wein und ecuadorianische Schokolade, bevor es dennoch früh ins Bett ging.
Heute war ich dann mit meinem Guide Miguel unterwegs. Nach einer Autofahrt tiefer in den Urwald hinein, wechselten wir aufs Boot, um noch weiter in ebendiesen vorzudringen. Das tiefe Grün beeindruckt immer wieder aufs Neue. An einer Stelle stiegen wir dann aus, um uns an den vielen kleinen Papageien in den Bäumen zu erfreuen und schließlich im Dorf einer Quitchua Gemeinde zu landen. Hier wurden wir mit Frühstück empfangen. Das Dorf liegt schon recht weit weg vom Schuss, hat keine Elektrizität, immerhin aber eine Schule, in der die Kinder auch Spanisch lernen. Die älteren sprechen es nicht alle, viele nur Quitchua. Das Frühstück war super, toller, im Bananenblatt gegarter Fisch und Huhn, frittierte Yukka-Laibchen, Papayas und Bananen mit flüssiger dunkler Schokolade – quasi ein Schokofondue. Auch wurde mir die Kakaoherstellung einmal mehr erläutert, ecuadorianischer Kakao gilt unter Kennern als die höchste Qualitätsstufe der Welt. Die Kinder führten einen Tanz auf, so etwas mag ich ja normal nicht so besonders, weil es immer so für die Touristen inszeniert wirkt, aber für ein Stück war es okay. Belohnt wurden sie dann mit Milchbrot, das wir in der Früh in einer Bäckerei besorgt hatten. Man muss es sich so vorstellen – die indigenen Gemeinden im Regenwald leben von dem, was die Natur hergibt, und das ist gar nicht so wenig, im Gegenteil, man hat hier alles, was man braucht. Yukka ist als nährstoffreiche Knollenfrucht die Lebensgrundlage, dazu gibt es frische Früchte, Kakao, Hühner und Fisch aus dem Fluss, Bananen in Hülle und Fülle. Jedenfalls nichts, das zu einer Mangelernährung führt, eher im Gegenteil, zukaufen muss man eigentlich gar nichts, blöde Dinge wie Lactoseintoleranzen kennt man nicht, einfach, weil man sich natürlich ernährt ohne industriell verarbeitete Nahrungsmittel. Trotzdem grinsten die Kinder über beide Ohren, als ich ihnen nach dem Tanz den Brotsack überreichte, sie stürzten sich regelrecht darauf, weil das Süße ist so eine Geschmacksrichtung, die in ihrem Alltag wenig vorkommt. Erinnerte mich insgesamt ein wenig an die Dörfer bei unserer Regenwaldwanderung in Vanuatu, lässt man die Menschen in Ruhe, führen sie ein einfaches aber selbstbestimmtes Leben auf die natürlichste Art und Weise.
So machten wir uns dann wieder auf den Weg, um die Dorfgemeinde ihr Leben leben zu lassen, wir machten dann noch eine ausgiebige Dschungelwanderung durch tiefsten Gatsch. Ausgerüstet natürlich mit Gummistiefel, dem einzig sinnvollen Material in dem Fall. Ich musste dabei an Sylvia denken, wie sehr sie diese Ausrüstung seinerzeit in Tobago begeistert hatte und sie diese fast gar nicht kommentiert hat ;-))
Wir endeten dann noch in einem Ort, der quasi wieder in der Zivilisation, sprich, an der Straße lag. Hier war noch Mittagessen inkludiert, wobei ich mit einer klassischen Koriandersuppe zu kämpfen hatte. Ansonsten liefen in dem Ort Affen herum, und Zimtbäume gab es am Hauptplatz ebenso.
Ein erfüllter Tag endete dann wieder in meiner Unterkunft. Jetzt bin ich wirklich müde, und nachdem es immer noch aus vollen Kübeln schüttet, ist die Poolrunde fürs Erste aufgeschoben. Es nähert sich mein Tag der Auszeit, dem ich voller Freude entgegenblicke. Ich werde euch natürlich dementsprechend in meine Erholungsprozesse einbinden und einen Livebericht aus der Hängematte verfassen ;-))