Wie angenommen, plätschert das Leben so dahin - ich muss sagen, langsam reisen hat schon auch was, zumindest, wenn man sich an einem Ort befindet, an dem man sich wohlfühlt. So gesehen - ich könnte mir problemlos eine Langzeitreise vorstellen und dabei dann immer wieder dort, wo es mir gut gefällt, ausgiebiger verweilen, um auch mal wo anzukommen statt nur hineinzuschnuppern. Im Falle Leóns bin ich jedenfalls längst voll und ganz hier.
So gesehen war jetzt drei Tage wieder jeden Vormittag Unterricht - inzwischen recht tiefgehend, da raucht schon ein wenig der Kopf. Von den ganzen Verbformen wie Subjunktivo oder Pluscuamperfecto bis hin zur richtigen Verwendung der jeweiligen Vergangenheiten, und das bei jeder Menge irregulärer Verben, ist es schon eine Challenge. Wenn ich Zeit habe, nachzudenken und das Ganze auf ein Arbeitsblatt zu schreiben, dann geht das ja noch. Aber die Satzkonstruktionen mit dem Finden der jeweilgen Objekte etc hat zur Zeit noch mehr etwas von Latein als von einer lebenden Sprache. Das flüssig in die Praxis umzusetzen und die Zeiten und Vokabeln dann auch korrekt zu verwenden, wenn man spontan in der jeweiligen Situation steht, ist schon ein ganz anderes Kaliber. Natürlich könnte ich auch wie bisher weitermachen - mit meinem Basic Spanisch kam ich schon sehr gut durch die letzten Jahre, und rudimentäre Konversationen waren dabei schon auch möglich. Aber da habe ich dann doch so viel Ehrgeiz, dass ich das schon auf einem etwas höheren Level beherrschen will. Naja, mit Katerin ist das Ganze jedenfalls weiterhin lustig und kurzweilig - mehr als die Hälfte unserer Einheiten haben wir auch schon wieder hinter uns - und wenn ich es schaffe, mal doch einen Winter lang länger frei zu bekommen, denke ich, ich werde auch in Zukunft wieder einen Kurs mit Einzelunterricht buchen. Dann vielleicht mal in einem Ort am Meer.
Die Nachmittage habe ich nun jeweils unterschiedlich gestaltet.
Montag war der Erkundungstag. Da habe ich mich ein Stück nach Westen in den indigenen Stadtteil Sutiaba begeben - hier sieht man wieder viel lokales, buntes Leben und kann sich am schönen und gut sortierten Markt mit frischen Früchten eindecken. So pimpe ich jeden Tag mein Frühstück ein wenig, indem ich diesem Joghurt, Granola und diverse Maracujas etc hinzufüge....
Gestern habe ich dann den Bobo-Trail eingeschlagen und war tatsächlich Mittagessen in einem veganen Lokal! Ich hatte gelesen, dass es dort einen herrlichen tropischen Garten sogar mit Pool geben soll, und genauso war es auch. Beim Essen fehlt mir aber bei vegan fast immer etwas - vegetarisch mit Milchprodukten und Eiern jederzeit und gerne, aber rein pflanzlich überzeugt mich weiterhin nicht - weder geschmacklich noch von der Textur. Von dort bin ich dann in das Geschäft, wo Lidia die vor ein paar Tagen beschriebene boboeske Erdbeer-Chia-Marmelade gekauft hat - das ist ein Naturladen, der ausschließlich biologische Produkte aus Nicaragua vertreibt. Klassischer Ort für nicaraguanische Durchschnittseinkommen, wie ihr euch vorstellen könnt......Von Marmeladen über Öle, Kakao bis hin zu Shampoos und diversen Body Lotions reicht das Sortiment, dazu ist das Ambiente wirklich nett, sodass man schnell in Kauflaune kommt. Überdies war auch die Inhaberin des Ladens extrem nett - ihr habe ich gern so einiges abgekauft, für mich aber auch für meine Pflanzenfee zum Beispiel :-)
Und heute war dann Kunst an der Reihe. Ihr wisst ja, mein absolutes Spezialgebiet ;-) Nachdem aber im Kolonialgebäude nebenan die wichtigste und best sortierte Kunstsammlung Mittelamerikas untergebracht ist, dachte ich, ich schau dann bei so einem langen Aufenthalt doch einmal rein. Es passt zu León, dass es nicht nur die Stadt der Studenten und der Revolution ist, sondern dass es auch kulturell die wichtigste Stadt des Landes ist. Ruben Dario, der bedeutendste Schriftsteller Nicaraguas, kommt von hier - ihm wird nachgesagt, dass er durch seine Poesie die spanische Sprache revolutioniert hat. Das kann ich schwer beurteilen, aber es wird schon so sein, jedenfalls wird er von den LeoneserInnen verehrt. Zumindest sind die Innenhöfe des Gebäudes sehr hübsch, Bilder sind von Malern aus ganz Lateinamerika aber auch internationale ausgestellt - wirklich viel anfangen kann ich damit halt nicht, da bin ich leider echt ein Voll-Banause. Aber das Ambiente war schön, und so schlenderte ich gemütlich durch und ließ auch ein wenig im schattigen Innenhof die Seele baumeln.
Und so geht es dahin, morgen werden wir die Lerneinheit in die Praxis auf der Straße verlegen, da bin ich auch schon gespannt. Am Wochenende werde ich einen weiteren Vulkan erklimmen, der soll aber ganz anders sein, da werden wir auch bis zum Sonnenuntergang oben bleiben und sehen mit etwas Glück glühende Lavaströme. Und am Sonntag werde ich denke ich nochmal zu meiner Hängematte an den Strand fahren. Ihr hört also vermutlich zum Wochende wieder von mir! In der Zwischenzeit lasst es euch gutgehen im Schnee! Bis demnächst!