Ciudad de México, Mexiko, 21.50 Uhr
Dunkel, 15 Grad
Ja, es war heute erstmals Zeit für Abschied! Von meinem ins Herz geschlossenen La Condesa, von meinen Gastgebern Luis und Leo und meiner Mitbewohnerin Beata. Aber der Reihe nach…..
Gestern Abend war ich noch mit Luis und Leo in einem sehr netten Lokal Abendessen – in einem mexikanischen Restaurant im Nachbarviertel Roma Norte, das sich ebenso wie La Condesa durch eine enorme Dichte an Cafés und Bars auszeichnet.
Heute begann ich dann den herrlichen Allerheiligen Tag (strahlender Sonnenschein, um die 24 Grad) noch einmal in einem der Bobo Cafés in der Sonne sitzend. Ab morgen ist das Frühstück dann immer bei den jeweiligen Übernachtungen inkludiert – sprich gleich bei der Hand, dafür aber bestimmt nicht so vom ambientemäßigen Genussfaktor geprägt. Danach schlenderte ich durch La Condesa, passierte dabei einen unglaublich schönen kleinen Straßenmarkt mit herrlich Appetit anregenden Lebensmittelständen, und landete schließlich im Stadtwald Bosque de Chapultepec. Der größte Stadtpark Lateinamerikas und so etwas wie der Central Park von Mexico City, die grüne Lunge einer Stadt, die auch so schon unendlich grün ist. Der Park ist riesig, er beherbergt auch viele Attraktionen wie den Zoo, einen Botanischen Garten, viele Museen und das Schloss. Ich widmete mich mehr dem Naturerlebnis, genoss die Ruhe und die Sonne, und sogar „unglaubliche Szenen“ spielten sich häufig ab – sprich, es gab jede Menge Eichhörnchen ;-) Nach diesem sehr angenehmen Vormittag kehrte ich ins Haus zurück, nicht ohne ein letztes boboeskes Mittagessen zu mir genommen zu haben. Im Endeffekt bin ich – so viel Selbsterkenntnis muss sein - eigentlich so richtig voll und ganz Bobo ;-)
Nun orderte ich erstmals in meinem Leben Uber. Sprich, das private Taxiservice via weltweit verfügbarer App. Für alle, die Uber nicht kennen – mittels der App bestellt man sich, nachdem man Abholort und Zielort eingegeben hat, einen Wagen. Auf dem Display scheinen unmittelbar danach Abholzeit (in meinem Fall 2 Minuten später), Name des Fahrers, Kennzeichen des Autos und voraussichtlicher Gesamtpreis auf. Die Zulassungskriterien, um als Fahrer Uber Dienste verrichten zu dürfen, sind je nach Land unterschiedlich. Jedenfalls gerade in einer Stadt wie Mexiko City, wo Taxis oft einen zweifelhaften Ruf haben, ist Uber eine sichere Alternative, da jede Fahrt zentral vermerkt ist. Und dazu ist es auch in den meisten Fällen signifikant billiger - ich habe hier zum Beispiel für eine etwa 40 minütige Fahrt von La Condesa ins Zentrum gerade mal knapp 4 EUR bezahlt. Um das Zahlen selbst muss man sich auch nicht kümmern, da Uber direkt via App über die angegebene Kreditkarte verrechnet. Super praktisch, super einfach, wenn man es mal durchschaut hat.
Apropos Kreditkarte……in Mexiko sind Kreditkarten mit Ausnahme von Straßenständen wirklich so gut wie überall einsetzbar. Selbst Kleinstbeträge werden von den Mexikanern damit bestritten. Und trotzdem sollte man sich als Tourist nicht immer hundertprozentig darauf verlassen. Denn wie ich inzwischen weiß, gibt es immer wieder Probleme mit ausländischen Karten, die vom Lesegerät nicht verarbeitet werden können. Während ich die ersten Tage Alles mit Plastik zahlen konnte, streikte vorgestern Abend Visa Peer plötzlich. Böse Erinnerungen an Spanien wurden wach, als die Karte kopiert und gleich gesperrt worden war. Als es beim Frühstück gestern auch wieder nicht ging, rief ich sofort bei Visa in Österreich an (dank Skype Guthaben kosten Anrufe auf Festnetznummern weltweit auch so gut wie nichts mehr!) – und siehe da, die Karte war NICHT gesperrt! Gestern streikte sie jedenfalls den ganzen Tag, und nachdem ich mit Master Peer auch noch eine Back Up Karte dabei hatte und diese auch nicht funktionierte, war mir klar, dass es nur an den lokalen Banken liegen konnte. In Reiseforen im Internet sah ich dann, dass es immer wieder zu Problemen mit ausländischen Karten in Mexiko kommt, und selbst auf der Seite mit den Reiseinformationen des Außenministeriums fand ich diesen Hinweis dann. Seit heute Früh klappt es wieder problemlos, das Problem gab es scheinbar bei den Betrieben, die über „Banca Mittal“ verrechnen – einen solchen traf ich heute nicht an und Visa Peer läuft wieder wie am Schnürchen. Die Quintessenz aus der Geschichte ist – man braucht nicht viel Cash in Mexiko, sollte dann aber doch immer so viel dabei haben, um im Notfall das jeweilige Essen zahlen zu können, falls Banca Mittal (vielleicht eine lokale Variante der „Abzockerova“?! ;-)) mal wieder streikt ;-)
Nun war ich also im Hotel im Zentrum, nur einen Block vom Hauptplatz Zocalo entfernt. Nach der privaten Unterkunft mit Familienanschluss war es schon seltsam, plötzlich wieder in ein Hotel mit 108 Zimmern einzuchecken – ich fühlte mich gleich wieder wie auf Arbeitstrip. Anyway – hier im Zentrum ist die Atmosphäre ganz anders als in La Condesa. Alles ist voller Menschen, es gibt die üblichen Kettengeschäfte wie C&A und H&M, statt netter kleiner Lokale dominieren Plastik bestuhlte Fastfood Ketten und Touristenlokale mit bunten Speisekarten inklusive Abbildungen der Gerichte das Straßenbild. Dafür aber ist der Zocalo, wie die Hauptplätze aller Städte hier in Mexiko genannt werden, sehr sehr stimmungsvoll. Der riesige Platz – der größte des gesamten amerikanischen Kontinents - wird, wie immer in Lateinamerika, auf der einen Seite vom Präsidentenpalast, auf der anderen von der unglaublich großen Kathedrale begrenzt. Es ist viel los und die Stimmung ist ausgelassen und heiter, speziell jetzt um die Feierlichkeiten zum Dia de los Muertos, wo alles hübsch mit Blumenmeeren und grinsenden Totenschädeln dekoriert ist und es in sämtlichen Bäckereien nach dem „Pan de los Muertos“, einem Brioche artigen Gebäck, duftet. Unglaublich, was in Mexiko um das Fest der Toten für ein Aufwand getrieben wird, aber es ist sehr nett, gerade diese Tage hier miterleben zu dürfen, da das gesamte Ambiente sehr fröhlich ist.
Aufgrund unserer jeweiligen persönlichen Programmgestaltung hatten Beata und ich uns in den letzten beiden Tagen eigentlich immer verpasst, wir waren zwar in laufendem WhatsApp Kontakt, wenn sie frühstücken ging war ich schon weg oder umgekehrt oder wenn ich Abendessen wollte war sie noch nicht da - oder auch umgekehrt. So ist das eben, wenn zwei unerbittliche Individualisten sich etwas ausmachen wollen ;-) Jedenfalls aber, als ich meine Sachen im Hotel deponiert hatte, war sie auch gerade im Zentrum unterwegs, und so hatten wir zum Abschluss noch einen netten Nachmittag, zwängten uns gemeinsam durch die Menschenmassen in der Stadt und tranken noch das ein oder andere Bier. Nachdem sie morgen um 2 Uhr Früh zurück nach Florida fliegt – und vom Flughafen dann direkt in die Arbeit fährt (!!!) – machte sie sich dann auf den Weg zurück nach La Condesa, und ich aß noch unten im Hotel Abend. Beata war eine dieser Bekanntschaften, die das Alleinreisen so einzigartig machen – unkompliziert und ungezwungen, komplett auf einer Wellenlänge und voll von positiver Energie.
Von der Gruppe habe ich noch niemanden gesehen, Treffpunkt ist morgen beim Frühstück. Einen Vorgeschmack darauf, was der zweite Reiseabschnitt so bringen könnte, sollte es also morgen geben…..
Der erste Reiseabschnitt ist jedenfalls zu Ende – und er war ein ganz toller gewesen! Adios, La Condesa, mein Bobostan! Adios, Luis, Leo und Beata, meine „Familie auf Zeit“! Es war schön mit euch!